Amulett
Harvey Kellerman hatte nicht die mindesten Ambitionen, sich mit der Lösung aufregender Kriminalfälle einen Namen zu machen. Er hielt sich selbst für einen mittelmäßigen Polizisten mit mittelmäßigem Einkommen, auf dessen Haus zwei Hypotheken lasteten. Ein Mann, der mit den pubertären Krisen seiner sechzehnjährigen Tochter nicht zurechtkam und dem die ewigen Depressionen seiner Frau zum Hals heraushingen. Nicht mal das Recht auszuschlafen hatte er.
Kellerman jonglierte mit seinen Gedanken und ärgerte sich, dass die Welt ungerecht und das Leben eine Hure war. Aber nicht allein das zerrte an seinen Nerven. Wütend machte ihn der Umstand, dass man ihn seit einer halben Stunde allein mit diesem seltsamen Mann gelassen hatte, der regungslos in seinem Krankenbett lag und nicht einmal zu atmen schien. Kellerman betrachtete ihn schon die ganze Zeit und nippte dabei an dem kalt gewordenen Klinikkaffee, der noch genauso fade schmeckte wie beim ersten Schluck, mit dem er sich die Zunge verbrannt hatte. Heute war weiß Gott nicht sein Tag. Und er war nicht der Typ für solche Sachen. Verkehrsdelikte mochte er oder einen Banküberfall, bei dem die Täter gut auf dem Videomitschnitt zu erkennen waren. Der Fall, wegen dem ihn das Revier um fünf Uhr morgens aus dem Bett geklingelt hatte, gehörte für ihn eher zur Kategorie Albträume. Plötzlich sprang die Tür auf und ein hochgewachsener, hagerer Mann in einem weißen Kittel ging zielstrebig auf Kellerman zu.
»Ich bin Dr. Hendrick«, sagte der Hagere freundlich und streckte seinem schlecht gelaunten Gegenüber die Hand entgegen.
»Kellerman«, sagte der Inspektor knapp und überspielte durch einen entwertenden Blick seine mangelnde Neugier. Hendrick schlug eine Mappe auf und überflog das Papier.
»Ähm… Unser Freund hier gibt uns eine Menge Rätsel auf. Seitdem Ihre Kollegen ihn heute Morgen auf einer Bank im Bessey-Park gefunden haben, hat sich sein Zustand nicht verändert. Er ist total weggetreten, nicht ansprechbar. Es scheint, als habe er auch sonst keinerlei Empfindungen. Als wir ihm Blut abgenommen haben, hat er nicht mal mit der Wimper gezuckt. Er schläft den Schlaf der Gerechten.«
»Das sehe ich«, bemerkte Kellerman mit sarkastischem Unterton.
»Wir vermuteten zunächst eine Art Katatonie oder Stupor!«
»Eine was?«
»Stupor! Eine Art … depressive Eindämmung.«
»Ach so?«, sagte Kellerman und wusste damit auch nichts weiter anzufangen.
»Doch es scheint wohl etwas anderes zu sein. Womöglich eine Art Trancezustand, ähnlich der Hypnose.«
»Hypnose? Könnte der Zustand durch Fremdeinwirkung hervorgerufen worden sein?«, fragte Kellerman.
»Kaum … Möglich ist natürlich alles. Aber dass er hypnotisiert wurde, ist unwahrscheinlich. Sehen Sie, es gibt eine Reihe von falschen Vorstellungen über Hypnose. Eine davon ist die unbegründete Angst, man könne aus der Trance nicht mehr erwachen«, sagte Hendrick und zog es vor, für weitere Ausführungen seine Brille abzunehmen.
»Nehmen wir ein Beispiel: Ein Arzt hypnotisiert einen Patienten, dann bekommt der Arzt plötzlich einen Herzinfarkt und stirbt. Die meisten Menschen würden denken, der Hypnotisierte müsse nun für immer in Trance bleiben. Das ist falsch! Der Patient würde entweder sofort aufwachen oder langsam einschlafen, wobei er dann durch den natürlichen Schlafrhythmus wieder geweckt würde.«
Kellerman überlegte.
»Drogen?«
»Wie meinen Sie?«
»Könnte er unter Drogen stehen?«, fragte er und zeigte mit dem Finger auf den Fremden.
»Ach so… Nein, sicher nicht. Sein Blut ist sauber, wie das Wasser eines Wildbaches«, erklärte Hendrick und schob ein fahles Grinsen zwischen die Sätze. »Nicht mal Spuren von Alkohol. Nein. Sein Zustand hat eine rein psychische Ursache. Vielleicht sind die Symptome hysterischer Natur. Vielleicht auch ein Schock!«
»Können Sie ihm keine Medikamente geben?«
»Wozu? Er ist weder krank im medizinischen Sinne, geschweige denn fremd- oder selbstgefährdend. Seine Körperfunktionen sind allesamt intakt. Wir konnten lediglich eine vermehrte Produktion von Alphawellen im EEG feststellen, was darauf schließen lässt, dass es sich tatsächlich um eine Art Trancezustand handelt, in dem er sich übrigens noch nicht sehr lange befindet. Der Inhalt seines Magens deutet darauf hin, dass er gestern noch Nahrung zu sich genommen hat. Wir hatten ihm vorsorglich den Magen ausgepumpt.«
Kellerman trat vor den Fremden, der immer noch lethargisch auf dem Bett lag. Er hielt sich nicht zurück, seine Verachtung für diesen Menschen, dessen Zustand die Ermittlungsarbeit in eine Sackgasse führte, zu verbergen. Er presste die Lippen zusammen und starrte ihn vorwurfsvoll an.
»Eine Frage, Inspektor«, mischte sich Hendrick ein. »Seit wann interessiert sich die Polizei von Tudor für einen psychisch kranken Obdachlosen, den man auf einer Parkbank aufgelesen hat?«
Kellerman schaute zu Hendrick und zog die Augenbrauen hoch.
»Ich bin sicher, dass es sich hier nicht um einen gewöhnlichen Penner handelt, Doc. Sehen Sie sich sein Gesicht an oder seine Hände. Sein ganzes Äußeres ist gepflegt. Außerdem findet man in der Jackentasche eines Obdachlosen keinen Schmuck im Wert von einer Viertelmillion Dollar.«
»Was sagen Sie da?« Hendrick starrte den Inspektor mit weit aufgerissenen Augen an.
»Sie haben richtig gehört. Vor acht Jahren wurde bei einer Ausstellung im britischen Nationalmuseum ein beträchtlicher Teil des Schatzes von Schamir El-Kaddah, eines arabischen Räuberfürsten, der in seiner Heimat so eine Art Nationalheld ist, gestohlen. Die Schmuckstücke waren eine Leihgabe der Araber. Man verdächtigte damals drei britische Archäologen, die an den Ausgrabungen beteiligt waren, bei denen der Schatz entdeckt wurde.«
»Ich glaube, ich habe davon gehört. Gab es damals nicht sogar politische Verwicklungen?«
»Es gab Streit, weil die Archäologen Gerrit, Shaft und Bancroft öffentlich behaupteten, die Stücke gehörten den Vereinigten Staaten, weil es amerikanische Forscher waren, die den Schatz entdeckt hatten. Es entstand ein Schaden von über sechs Millionen Dollar. Heute Morgen gegen vier Uhr fanden zwei Streifenpolizisten das Prunkstück der Sammlung in der Jackentasche eines Mannes, der anscheinend beschlossen hat, den Rest seines Lebens in Trance zu verbringen.«
»Jetzt verstehe ich. Und es gibt keine Anhaltspunkte für die Identität dieses Mannes?«
»Seine Fingerabdrücke werden noch überprüft. Papiere hatte er keine bei sich.« Kellerman überlegte einen Moment. »Es wurde damals gemunkelt, dass auf dem Schatz ein Fluch liegen soll!«
Hendrick grinste. »Vielleicht sollten wir einen Exorzisten holen!«
»Wer weiß? Drei Wochen, nachdem der Schmuck zum ersten Mal öffentlich ausgestellt worden war, fand man den Museumsdirektor tot in der Ausstellungshalle.«
»Zufall!?«
»Herzanfall!«, bemerkte Kellerman trocken und zerknüllte den leeren Pappbecher in seiner Hand.
»Nun… Mehr können wir hier leider nicht tun«, sagte Hendrick und schloss die Mappe. »Ich werde unseren Freund auf ein Isolierzimmer bringen lassen. Die Intensivstation ist nicht mehr nötig.«
Kellerman nickte.
»Er ist der Schlüssel zu einem Geheimnis, das uns vielleicht zu dem Rest des Schatzes führt!«
Bedenke, worum du bittest, es könnte dir gewährt werden.
»Was haben Sie gesagt?«, fragte Kellerman und schaute Hendrick verwundert an.
»Ich habe nichts gesagt! Sie müssen sich verhört haben.«
Kellerman stutzte.
»Komisch… Mir war, als… Na ja. Hab‘ mich wohl getäuscht!«
Hendrick lächelte.
»Überarbeitet, wie?«
»Wahrscheinlich.«
»Wenn Sie dann so weit wären, Inspektor.«
Kellerman stutzte.
»Ähm… Wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gerne noch ein paar Minuten mit ihm allein sein.«
»Von mir aus«, sagte Hendrick und wunderte sich. »Aber versprechen Sie sich nicht zu viel davon. Ich schicke dann einen Pfleger. Ich muss jetzt meine Runde machen. Heute habe ich Nachtdienst und sollte eigentlich schon auf der Station verfügbar sein.«
»Überarbeitet, wie?«, scherzte Kellerman und lächelte. »Ach, Doc!«
»Ja?«
»Das, was ich Ihnen über das Amulett erzählt habe, bleibt unter uns!«
»Selbstverständlich, Inspektor!«
Der Neurologe hatte kaum den Raum verlassen, als Kellerman näher an das Bett trat, um sich den Fremden genauer zu betrachten. Einer intuitiven Eingebung folgend, hatte er um Zeit gebeten. Intuitive Eingebungen waren normalerweise nicht Kellermans Sache. Es war etwas anderes, das ihn hatte handeln lassen. Etwas Merkwürdiges, das er zuvor noch nie gespürt hatte. Es war diese Stimme, die er gehört hatte. Diese seltsame Stimme…
»Hast du gerade zu mir gesprochen, du blöder Scheißkerl?«, fragte er den Fremden, obwohl es ihm lächerlich erschien.
Du weißt, dass du dich vor der Gefahr hüten musst!
Da war es wieder, doch der Fremde hatte keine Miene verzogen. Kellerman sah sich um, doch es schien ihm, als wäre die Stimme in ihm gewesen. Vor lauter Schreck trat er einen Schritt zurück.
»Wer ist da, verdammt?«
Ich bin Shaft… Der letzte Überlebende!
»Was? Wer spricht da?« Kellerman hatte die Hand auf den Revolver in seinem Gürtel gelegt und ging vorsichtig im Raum umher.
Der Fluch verleiht dir Macht, aber er tötet dich!
Kellerman starrte zu dem leblosen Körper des Mannes.
»Du bist das, du verdammtes … Du schickst mir diese Stimme!«
Du kennst die Macht des Amuletts!
»Wer bist du?«, fragte der Polizist erneut.
Ich bin Shaft. Der letzte Überlebende. Doch meine Zeit ist nun auch gekommen.
Plötzlich flackerten Bilder vor Kellermans innerem Auge. Er sah einen Mann in Khaki-Kleidung, der gebückt in einer dunklen Höhle stand, die Hände voller Gold und Juwelen. Das Gesicht des Mannes war von einer Mischung aus Gier und Faszination verzerrt. Dann sah er denselben Mann, wie er in einem luxuriösen Arbeitszimmer saß, umgeben von Büchern und Artefakten. Sein Blick war leer, seine Bewegungen fahrig. Schließlich sah er ihn in diesem Krankenhausbett liegen, die Augen geschlossen, den Atem flach.
Kellerman blinzelte, er war wie vom Donner gerührt. Was war das?
»Shaft?«, fragte er. »Samuel Shaft, der Archäologe?«
Ich bin Shaft. Der letzte Überlebende.
»Was ist mit Gerrit und Bancroft?«
Sie sind tot, hallte die Stimme durch seinen Verstand.
»Tot?«
Der Fluch hat sie dahingerafft. Ich bin der letzte Überlebende.
»Wie sind sie gestorben?«
Ich wollte nicht glauben… Die Gier nach Gold hat mich blind gemacht! Deshalb habe ich Lamafar an mich genommen.
»Lamafar? Was ist das? Lamafar?«
Jetzt hat mich der Fluch des Kaddah eingeholt. Es bleibt nicht mehr viel Zeit. Höre nun…
Kellerman beugte sich unwillkürlich vor, obwohl die Stimme, der er lauschte, dadurch weder lauter noch deutlicher wurde. Er lauschte dem Bericht eines Mannes, der nicht mehr in der Lage war zu sprechen. Dem der Fluch eines Amuletts die Macht zu verleihen schien, ungeahnte geistige Kräfte zu entwickeln, der jedoch auch seinen Preis forderte.
Plötzlich richtete sich der Fremde auf und starrte Kellerman mit weit aufgerissenen Augen an. Dann verdrehten sich seine Augen und er kippte seitlich über in die Arme des Inspektors. Kellerman ließ ihn langsam auf den Boden nieder und sprang auf, um den Intensivalarm auszulösen. Kurz darauf stürmten Hendrick und mehrere Pfleger in das Zimmer.
»Was ist hier los?«, schrie Hendrick und sah den leblosen Körper des Fremden am Boden liegen.
»Er ist aufgewacht und dann plötzlich zusammengebrochen!« Kellerman wich einige Schritte zurück.
»Was um Gottes Willen haben Sie getan?«
»Nichts! Ich hab‘ gar nichts getan. Er sackte plötzlich in sich zusammen. Ich hab‘ ihn nicht mal angefasst, bis er ganz plötzlich umgekippt ist!«, beteuerte Kellerman verzweifelt.
Hendrick legte zwei Finger an den Hals des Fremden, schaute zu Kellerman und schüttelte den Kopf.
»Er ist tot!«
*
Harvey Kellerman glaubte nicht an übernatürliche Dinge, und gerade deshalb ließ ihn gerade das, was er im Krankenzimmer des Archäologen erlebt hatte, nicht mehr los. Er saß an seinem Schreibtisch und grübelte, als Pete Garfield das Büro betrat.
»Na, Cowboy. Ich hab‘ von deinem Abenteuer im Krankenhaus gehört.«
»Du solltest nie auf Gerüchte hören, Pete«, sagte Kellerman, stand auf und schenkte sich einen Kaffee ein. »Was habt ihr über den Toten herausgefunden?«
»Deshalb bin ich hier. Sein Name war Samuel Shaft.«
Harvey verschüttete etwas von seinem Kaffee.
»Mist!«
»Und zwar der Archäologe, der vor acht Jahren mit seinen Kollegen Michael Gerrit und Cole Bancroft im Kreuzfeuer der Presse stand.«
Kellerman setzte sich.
»Du scheinst nicht sehr überrascht zu sein.«
»Ich weiß nicht. Irgendwie dachte ich mir schon so etwas«, sagte er und beließ es dabei. Niemand durfte erfahren, was wirklich in dem Krankenzimmer geschehen war. Keiner würde ihm glauben.
»Und nun halt dich fest. Als wir seine Familie benachrichtigen wollten, fanden wir seine Frau und seine beiden Kinder. Sie waren tot!«
»Was?!« Kellerman verschüttete abermals einen Schluck Kaffee und beschloss, die Tasse auf seinem Schreibtisch abzustellen. »Aber wie …«
»Sie wurden umgebracht. Die Mordkommission wird dir eine Akte zukommen lassen.«
»Gibt es Anhaltspunkte auf die Identität des Täters?«
»So wie es aussieht hat Shaft selbst Hand an seine Familie gelegt. Alles deutet darauf hin. Aber sicher ist natürlich nichts.«
»Was habt ihr über das Amulett herausgefunden?«, fragte Kellerman und versuchte es wieder mit einem Schluck Kaffee.
Pete Garfield blätterte in seinen Papieren und murmelte vor sich hin.
»Amulett… Amulett… Amulett… Hier haben wir es!«, sagte Garfield und setzte sich auf den Stuhl vor Kellermans Schreibtisch.
»Der Name leitet sich aus dem lateinischen Amuletum ab, was so viel wie „Schutzmittel gegen Gefahren oder Krankheiten“ bedeutet. Im Arabischen nennt man es Hamail, das heißt so viel wie Schwertgehänge.«
»Komm zur Sache, Pete.«
»Du solltest dir das anhören, Harvey.«
»Ich sollte auch weniger rauchen, Pete. Also mach weiter … Schnell!«
»Amulette wurden meist benutzt, um Unheil abzuwenden. Wie viele andere Amulette besteht das Lamafar-Amulett, so der Name des guten Stückes, aus zusammengesetzten Körperteilen. Es zeigt eine Hand, die ein Auge in ihren Fingern hält. Sein erster Besitzer war der arabische Räuberfürst Schamir El-Kaddah, der es trug, um seine Beutezüge unter eine Art magischen Schutz zu stellen. Es ist faszinierend, Harvey. Er soll übermenschliche geistige Fähigkeiten gehabt haben. So wusste er beispielsweise immer genau, wann und wo er zuschlagen musste, ohne irgendwelche Kundschafterinformationen.«
»Das sind doch Ammenmärchen, Pete.«
»Vermutlich … Aber er wurde zu einer Legende. Er war ein gefürchteter Mann. Die Menschen hatten Angst vor ihm, weil sie ihm diese übernatürlichen Kräfte zuschrieben, die angeblich von dem Amulett kommen sollten. Er soll die Fähigkeit gehabt haben, Gedanken zu lesen und die Zukunft vorhersagen zu können.«
»Was wurde aus ihm?«
»Der Geschichte nach wurde er wahnsinnig und brachte die Hälfte seiner Leute um. Als die Bande versuchte, ihn zu stoppen, verließ der Geist des Kaddah seinen Körper und verfluchte all die, die sich künftig an seinen Schätzen vergreifen sollten. Der Rest seiner Bande versteckte deswegen den gesamten Schatz mit der Leiche des Fürsten in einer Höhle und verschloss diese mit Felsbrocken. Niemand wagte es, das Gold anzurühren, bis …«
»Bis Bancroft, Gerrit und Shaft die Höhle öffneten.«
»Genau. Vielleicht ist ja was dran, an der Geschichte?«
Kellerman schwieg. Ein seltsamer Schauer jagte über seinen Rücken. Dann fing er sich wieder.
»Das ist doch Blödsinn, Pete. Ich möchte, dass du alles über Gerrit und Bancroft, die beiden anderen Archäologen, herausfindest.«
»Geht klar.«
»Wo ist das Amulett?«
»Im Lager bei den Beweismitteln. Warum?«
»Ich möchte es mir noch einmal ansehen.«
*
»Harvey! Würdest du mir bitte sagen, wo du jetzt herkommst? Ich habe mir Sorgen um dich gemacht!« Sally Kellerman hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sich vor ihrem Mann aufgebaut. Es war nicht üblich, dass ihr Mann erst gegen Mitternacht nach Hause kam. Eigentlich war es das erste Mal, seitdem er vom Streifendienst befreit worden war.
»Reg dich nicht auf. Es ist alles in Ordnung.«
Harvey sprach mit einer seltsam monotonen Stimme. Überhaupt schien er irgendwie weggetreten zu sein. Sally wunderte sich und suchte nach einer Erklärung…
»Harvey, hast du getrunken?«
…und obwohl Harvey normalerweise keinen Alkohol anrührte, schien es ihr die einzige Lösung für diesen merkwürdigen Zustand zu sein. Harvey schlurfte in die Küche. Er hatte die Jacke ausgezogen und auf den Boden fallen lassen. Ihre Frage hatte er überhaupt nicht beachtet. Sally folgte ihm und hob seine Jacke auf, die Pat und sie ihm letztes Jahr zu Weihnachten geschenkt hatten.
»Harvey! Würdest du mir bitte erklären, was in dich gefahren ist. Du benimmst dich wie… wie… Wie ein Verrückter!«
»Ich war heute im Lager!«
»Was?!«
»Im Lager war ich, und weißt du, was ich dort gefunden habe?«
»Was?«
Harvey öffnete den Kühlschrank und nahm eine lange Salami heraus. Dann öffnete er den Holzkasten auf dem Bord und nahm sich das Brot heraus. In einer Wandhalterung, die eine Reihe von Küchenmessern enthielt, griff er nach dem größten und begann, sich einige Scheiben der Salami abzuschneiden. Der Gesichtsausdruck bei seinem Tun machte Sally Angst.
»Ich habe dort bei den Beweisstücken ein Amulett gefunden.«
»Was für ein Amulett?«
»Ein sehr wertvolles Amulett!«
»Harvey. Soll ich dir vielleicht etwas zu essen machen?«
Sally reagierte auf Harveys zitternde Hände. Er zerquetschte die Stange Wurst in seiner Hand, während er mit dem Messer nicht mehr saubere Scheiben schnitt, sondern regelrecht darauf einschlug. Er hackte darauf ein, als klopfe er ein Schweineschnitzel. Bei jedem Schlag zuckte Sally zusammen und wich einige Schritte zurück.
»Um Gottes willen, Harvey. Was ist mit dir?«
»Weißt du eigentlich, dass du immerzu auf mir herumhackst? Seit wir verheiratet sind, hackst du auf mir herum«, warf er ihr vor, während er fortfuhr, dasselbe mit den zerkleinerten Salamistücken auf dem Küchentisch zu machen.
»Was ist denn hier los?« Patricia Kellerman stand im Türrahmen und rieb sich die Augen.
»Pat, geh wieder rauf in dein Zimmer«, befahl Harvey und hielt inne.
»Mom, was ist…«
»Tu, was dein Vater gesagt hat! Wir haben etwas Wichtiges zu besprechen.«
Harvey drehte sich um.
»Warum kann meine Tochter eigentlich nie das tun, was ich ihr sage?«, bemerkte Harvey und ging einen Schritt auf Sally und Pat zu.
»Harvey, bitte tu das Messer weg. Harvey, bleib, wo du bist, HARVEY!!«
*
Im Schloss der Haustür klackte es. Sie öffnete sich mit dem gewohnten Quietschen und Harvey Kellerman betrat die Wohnung. In der Küche hörte er Geschrei. Er zog den Revolver und schritt vorsichtig in Richtung der Stimmen. Er erkannte die Stimmen seiner Frau und seiner Tochter. Sie waren nicht allein. Er hörte eine Stimme, die ihm vertraut erschien, die er aber doch noch nie gehört hatte. Jedenfalls so, wie er sie jetzt hörte. Die Stimme sagte etwas zu seiner Tochter und nannte sie beim Namen. Es klang wie …
»Warum kann meine Tochter nie das tun, was ich ihr sage!?«
Kellerman umklammerte das Griffstück seiner Waffe mit beiden Händen. Auf dem Stuhl neben der Küchentür lag eine Jacke, die wie seine eigene aussah. Meine Jacke? Aber… wie? Ein ungutes Gefühl beschlich ihn. Er spürte, wie sich die feinen Härchen in seinem Nacken aufstellten. Irgendetwas stimmte hier ganz und gar nicht. Er hörte seine Frau schreien und stürmte in die Küche. Dann sah er sie und erstarrte für einen Moment zu Stein.
Sein Blick fiel auf eine Gestalt, die genauso aussah, wie er selbst. Sie hielt ein Messer in der Hand und holte aus. Ein lähmendes Gefühl der Unwirklichkeit überkam ihn. Die Szene vor ihm wirkte wie ein Albtraum, verzerrt und unwirklich. Es war, als ob sein Verstand sich weigerte zu akzeptieren, was seine Augen sahen. In diesem Moment wusste er mit absoluter Gewissheit, dass diese Gestalt, die wie sein eigenes Spiegelbild wirkte, nicht aus Fleisch und Blut war. Er sah die Szene mit einem seltsamen, inneren Blick, der die wahre Natur der Dinge zu enthüllen schien, ohne dass er wusste, woher diese plötzliche Eingebung stammte.
Der Mann starrte ihn mit weit aufgerissenen Augen an. Sally und Patricia, durch den plötzlichen Knall hinter Ihnen erschrocken, drehten sich wie auf Kommando, beide um die eigene Achse. Als Patricia ihren Vater sah, ihren wirklichen Vater, brach sie ohnmächtig zusammen. Sally begann hysterisch zu schreien.
»Runter mit dir!«, schrie Harvey geistesgegenwärtig und feuerte einen zweiten Schuss ab, durch den sich die Gestalt ebenso wenig beeindrucken ließ, wie beim ersten. Die Kugel schien ohne Wirkung durch ihren Körper zu gehen.
»Wer bist du, Arschloch?«, fragte Harvey mit zitternder Stimme, den Revolver immer noch auf den Fremden gerichtet.
»Das weißt du nicht?«, sagte die Gestalt eher belustigt und sah zu Sally, die jetzt knieend ihre Tochter in den Armen hielt.
»Ich bin Schamir El Kaddah«, sagte die Gestalt und begann lauthals zu lachen.
»Was willst…«, begann Harvey, brach jedoch ab, weil die Gestalt sich in ihrem Aussehen zu verändern begann. Das Gesicht schien zu zerfließen und in einer grotesken Metamorphose verwandelte sich das Spiegelbild Harvey Kellermanns in etwas anderes.
Nach wenigen Sekunden stand vor ihm ein Mann, mit einem von tausend Falten zerfurchtem Gesicht. Er trug die Kleidung eines Arabers. Seine Stiefel waren mit Staub bedeckt. Dem Staub von Jahrhunderten.
»Was willst du?«, fragte Harvey, der seinen Augen kaum noch trauen wollte.
»Du weißt, was ich will«, sagte der Fürst. »Ich will Lamafar!«
Jetzt glaubte Kellerman zu begreifen. Der Geist des Arabers kam zu demjenigen, der das Amulett eine längere Zeit bei sich trug. Heute hatte Harvey sich das Beweisstück aus dem Lager des Präsidiums geholt und in seine Jackentasche gesteckt. Er tastete die Jacke ab. Es war noch da.
»Wenn ich es dir gebe. Wirst du dann…«
»Ich werde deine Familie verschonen, wenn du es mir gibst.«
Sally sah, wie ihr Mann einen glänzenden Gegenstand aus seiner Jackentasche kramte und dem Araber vor die Füße warf. Dieser riss die Augen auf und starrte auf das Amulett.
»Auch du willst mich betrügen. Wie alle mich betrügen wollten.«
»Betrügen?«
»Das ist nicht Lamafar! Das ist Gold. Es hat jedoch nicht die Magie des echten Amuletts.«
»Das ist aber das Amulett, das im Beweisstücklager war. Ich habe es selbst geholt.«
»Das ist das Amulett, das deine Freunde mir geben wollten. Aber es ist nicht Lamafar. Ich brauche jedoch den Zauber des echten Amuletts, um endlich meiner Seele Frieden geben zu können. Dieses wertlose Metall kannst du behalten.«
Nun kam Harvey in Bedrängnis. Wenn dies nicht das berühmte Amulett war, wo befand sich dann das echte? Und wie war es möglich, dass Shaft diese psychische Kraft im Krankenzimmer entwickeln konnte, wenn ihm die Macht nur von dem echten Amulett verliehen werden konnte?
»Ich bringe es dir«, sagte Harvey ohne zu überlegen, was er da versprach. Der Geist sah ihn ernst an.
»Du hast Zeit, bis zum Morgengrauen. Dann müssen sie sterben!«, sagte er und deutete auf Sally und Patricia. Harvey kniete sich zu seiner Frau.
»Ich bin bald wieder da. Du musst keine Angst haben«, sagte er und nahm Sallys Hand. Sally schluchzte nur und brachte kein Wort über ihre Lippen. Harvey machte sich auf den Weg. Er hatte eine Ahnung, eine intuitive Eingebung, mehr nicht. Aber vielleicht lag darin der Schlüssel zum Geheimnis des Amuletts.
*
Steve Hendrick hatte die Krankenakte des Unbekannten mit einer Kopie des Totenscheins, auf dem er als Todesursache einen Hirnschlag vermerkt hatte, mit einem flauen Druck im Magen ins Archiv gelegt. Ihm selbst war der seltsame Tod des Unbekannten ein Dorn im Auge. Er mochte keine Geheimnisse und die Nachtschicht in der Klinik schien heute kein Ende zu nehmen. Er saß in seinem Büro und hatte Schwierigkeiten, sich auf die Röntgenaufnahmen eines Patienten zu konzentrieren, als Harvey Kellerman aufgeregt in den Raum stürzte.
»Doktor Hendrick! Ein Glück, dass Sie da sind.«
»Inspektor? Was …«
»Wir haben keine Zeit, Doktor. Wo ist die Leiche des Archäologen?«
»Unten im Kühlraum. Wieso?«
»Und seine Sachen. Seine persönlichen Dinge. Wo sind die?«
»In meinem Schrank, aber …«
»Holen Sie sie… SCHNELL!«
Hendrick verstand überhaupt nichts mehr. Trotzdem tat er, was Kellerman verlangte. Er ging an einen der Schränke und nahm einen großen Karton heraus, den er auf den Tisch stellte. Kellerman stürzte sich wie ein hungriger Wolf darauf und riss den Deckel auf. Zum Vorschein kamen eine Anzughose mit Gürtel, ein weißes Hemd und ein Jackett. Ferner ein Plastikbeutel, in dem sich eine Brieftasche, eine Uhr und ein Schlüsselbund befanden.
»Mist!«, stieß Kellerman keuchend hervor. »Ist das alles?«
»Ja, das ist alles«, sagte Hendrick wütend. »Würden Sie mir jetzt bitte erklären, was Sie hier und in diesem Karton zu suchen haben. Ich hätte Ihnen die Sachen ohnehin morgen früh ins Präsidium geschickt.«
»Morgen ist es zu spät.«
»Was soll das heißen?«
»Nicht jetzt … Wie spät ist es?«
»Zwei Uhr morgens! Und ich sollte jetzt eigentlich als Arzt vom Dienst meine Runde machen.«
»Hören Sie. Das Amulett, das wir bei Shaft fanden, ist nicht das Original. Trotzdem muss er etwas Ähnliches bei sich gehabt haben!«
»Warum?«
»Weil …« Weil er in der Lage war, telepathisch mit mir zu kommunizieren, hätte Kellerman beinahe gesagt. Weil ein ruheloser Geist meine Familie gefangen hält und mit ihr dasselbe macht, wie mit den anderen Familien. Und weil ich dann eines Morgens verrückt geworden auf einer Parkbank sitzen werde. Bestraft von einem arabischen Räuberfürsten, den man vor sechshundert Jahren um seinen beschissenen Schatz betrogen hat.
Das alles hörte sich in seinem Kopf so verrückt an, dass Kellerman kein Wort mehr über seine Lippen brachte. Hendrick hätte ihn vermutlich in eine seiner Zwangsjacken gesteckt und mit Beruhigungsmitteln vollgepumpt.
»Doktor, ich kann Ihnen nur so viel sagen, dass es von äußerster Wichtigkeit ist, dass wir das echte Amulett finden. Es muss hier bei diesen Sachen sein.«
Harvey deutete auf den Stapel, als sein Blick sich plötzlich in den Habseligkeiten des Archäologen verfing. Da lag seine Hose, achtlos zusammengeknüllt, und doch zog sie seine Aufmerksamkeit an. Ein Detail an dem Kleidungsstück erregte seine Aufmerksamkeit, ohne dass er genau hätte sagen können, was es war. Es war nur ein Gefühl, eine leise Ahnung, die sich in seinem Hinterkopf regte. Er musste dieses Kleidungsstück genauer untersuchen.
Kellerman griff nach der Hose und hielt sie einen Moment lang in der Hand, musterte sie von allen Seiten, konnte jedoch nichts Auffälliges entdecken. Der Stoff fühlte sich normal an, keine versteckten Taschen, keine ungewöhnliche Naht. Und doch … da war etwas. Dann sah er es und es wurde ihm schlagartig klar. Er faltete die Hose zusammen und verstaute sie in seiner Jacke.
»Was haben Sie, Inspektor?«, fragte Hendrick aus dem Hintergrund. »Haben Sie etwas gefunden?« Er trat einen Schritt näher, den Blick auf die Hose in Kellermans Händen gerichtet.
Kellerman drehte sich langsam um. Sein Gesicht spiegelte eine Mischung aus Unverständnis und Konzentration wider.
»Vielleicht, Doktor… Vielleicht«, sagte er mit gepresster Stimme und schüttelte leicht den Kopf. Instinktiv legte er die Hand auf seine Jackentasche. »Ich muss jetzt gehen. Es bleibt keine Zeit.«
Dann spürte er es erneut. Dieses Kribbeln, das sich in seinem Körper ausbreitete. Nur Einbildung?
»Inspektor, was…?«
Doch bevor Hendrick seinen Satz beenden konnte, stürzte Kellerman aus dem Zimmer. Hendrick folgte ihm auf den Flur und sah ihm nachdenklich nach, bis er um die Ecke am Ende des Ganges verschwunden war.
*
Als Harvey Kellerman kurze Zeit später sein Haus betrat, war kein Laut zu hören. Im Flur war es dunkel und auch in der Küche brannte kein Licht mehr. Dann entdeckte er einen schmalen Lichtspalt an der Tür, die zum Keller führte. Er öffnete die Tür und stieg langsam die Stufen hinab. Ein leises Wimmern war jetzt deutlich hörbar und er meinte, die Stimme seiner Tochter Patricia erkannt zu haben. Harvey zog den Revolver, obwohl er bei seinem ersten Zusammentreffen mit dem Geist festgestellt hatte, dass er gegen die übersinnlichen Mächte nutzlos war. Trotzdem umklammerten die Finger seiner Rechten fest das Griffstück. In der linken Hand hielt er die Anzughose des toten Archäologen.
Am Fuße der Treppe angelangt, folgte Harvey den Stimmen, die er jetzt wahrnahm. Sie kamen aus der Waschküche, die rechts von ihm lag. Er ging hinein. Drinnen sah er Sally am Boden sitzen, in ihren Armen kauerte Patricia.
»Endlich, Harvey. Wir hatten solche Angst«, sagte Sally mit zitternder Stimme.
»Hat er euch etwas getan?«, fragte Harvey und kniete sich zu seiner Familie. Sally schüttelte den Kopf.
»Ich musste sie hinunterbringen. Hier kann ich besser über sie wachen und falls es nötig ist …«
»Es ist nicht nötig!«, rief Kellerman.
Auf der gegenüberliegenden Seite des Raumes schwebte die Gestalt des Arabers etwa fünf Zentimeter über dem Boden. Harvey zweifelte immer noch an seinem Geisteszustand. Niemals hätte er es für möglich gehalten, dass es tatsächlich so etwas gab. Er schleuderte die Hose vor Schamirs Füße.
»Ist es das, was du wolltest?«
Der Geist sank lautlos zu dem Kleidungsstück und nickte.
»Du hast dein Versprechen gehalten. Ich gebe euch frei.«
Kaum hatte er den Satz zu Ende gesprochen, als sich eine dichte Nebelbank aus dem Nichts erhob und den Araber einhüllte. In dem Nebel strahlte ein blendend weißes Licht. Sally, Patricia und Harvey mussten die Augen schließen, so hell war es plötzlich im Raum. Als sie alle drei Sekunden später ihre Augen wieder öffneten, waren der Nebel und die Gestalt des Arabers verschwunden. Das Kleidungsstück lag da, als hätte es der Geist nicht berührt. Harvey stand auf, ging auf die andere Seite und nahm die Hose. Die Gürtelschnalle war verschwunden.
»Er hat es wieder«, stellte er fest.
»Was meinst du?«, fragte Sally.
»Das Amulett! Die Archäologen hatten das Amulett vertauscht und sich aus dem Original eine Gürtelschnalle anfertigen lassen. Der Geist hat sie zurück.«
»Ich verstehe nicht, was du meinst. Welche Archäologen?«
»Morgen, Sally. Ich werde dir morgen alles ganz genau erzählen. Lasst uns jetzt nach oben geben. Der Spuk ist vorbei!«
Harvey Kellerman hatte das Geheimnis der Archäologen und des Lamafar-Amuletts gelöst. Als ihn Steve Hendrick am nächsten Tag im Präsidium anrief, sagte er dem Neurologen, dass er sich wohl geirrt habe. Das gefundene Amulett sei doch echt. Es hatte keinen Sinn, die Wahrheit an die Öffentlichkeit zu bringen. Die Archäologie glaubte an die Echtheit des Schmuckstückes, nur das zählte. Der Fall Shaft wurde abgeschlossen und als ungelöst ad acta gelegt.
Kellermans Bereitschaft, das Okkulte nicht als Schwachsinn abzutun, war binnen weniger Stunden beseitigt gewesen. Er dachte noch immer an die Fahrt von der Klinik zu seinem Haus. Im Wagen hatte er für einen kurzen Moment die Macht des Amuletts zu spüren bekommen. Plötzlich war er in der Lage gewesen, die Gedanken der Menschen zu lesen, die er auf der Straße sah. Einen kurzen Moment lang hatte er überlegen müssen, ob er sich nicht mit dem Amulett davonmachen sollte, doch die Liebe zu seiner Familie hielt ihn zurück. Noch nie hatte er sie so intensiv wahrgenommen, wie in diesen Augenblicken der Angst.
Auch noch kurze Zeit nach dem Verschwinden des Geistes spürte er eine Art psychische Kraft in sich. Doch sie verflog nach einigen Tagen. Er hatte Sally und Pat angewiesen, niemals ein Wort über die Vorfälle zu verlieren und wider Erwarten hatten sie es ihm ohne weitere Diskussion versprochen.
Er selbst wollte nur vergessen. Doch etwas blieb zurück… Etwas Seltsames… Etwas, das ihn manchmal im Spiegel anblickte – mit Augen, die nicht seine waren.
***