Das Lied von der Glucke

Festgemauert in der Erden
Steht ein großer Hühnerstall
Heut noch muß die Glucke sterben
Und muß braten für das Mahl

Von dem Grille heiß,
Rinnt das Fett ganz leis.
Soll das Huhn den Meister laben,
Muß er viel Geduld mit haben.

Zum Essen, das wir ernst bereiten,
Geziemt sich wohl ein ernster Satz.
Doch wenn wir dabei zuviel labern,
Dann war alles für die Katz.

So laßt uns jetzt den Koch betrachten,
Der sich fürs Werke frisch geschürzt.
Solch einen Mann muß man verachten,
Der nicht bedenkt, womit er würzt.

Das ists ja, was den Menschen zieret,
Zu vielen fehlt dabei Verstand,
Daß er im tiefsten Innern spüret,
was er da macht, an dem Grillstand.

Nimm den Sack mit holzger Kohle,
Doch recht trocken laß sie sein.
Schütt sie in des Grilles Dohle,
Entzünde sie mit Feuerstein.
Kocht der grillige Kessel,
Erhebe dich vom Sessel
Und geh hin zum Hühnerstall,
Wo es harrt, das Mittagsmahl.
Friedlich sitzt sie auf dem Neste,
Brütet kalkge Eier aus.
Packe sie am Kragen feste,
Schneid ihr flink den Kehlkopf raus.

Was dem fleisgen Henkersmanne
Unter blutge Finger kommt,
Landet in der großen Wanne,
Gleich neben ihm, groß und verchromt.

Noch dauern wird es ein paar Stunden
Bis das Tier im Magen ruht.
Drehn muß es noch viele Runden
Unter heißer Feuersglut.

Weiße Federn seh ich fliegen.
Wohl gerupft ist halb geschmort.
Laßts auf brechen und auf biegen
Über Grill, den Rest werft fort.
Ganz von Federn rein
Muß die Glucke sein.
Das sie auf der Zung zergeht,
Wie ein still gehaltenes Gebet.

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